Früher bin ich manchmal mit meinem Freund mitgefahren, wenn er mit dem Mountainbike eine Tour gemacht hat. Das war teilweise ganz witzig, aber die Schmerzen hinterher (besonders am Po) veranlaßten mich dann doch, beim nächsten Mal wieder zu Hause zu bleiben. Dann zogen wir in die große Stadt und dann kam mein Bandscheibenvorfall dazu. Mein Orthopäde hat mir ausdrücklich verboten, mit dem Mountainbike zu fahren. Das schädigt den Rücken nachhaltig und die Schmerzen werden dadurch schlimmer, hat er immer gesagt. Da blieb mir nur noch der Crosstrainer, um etwas gegen mein Übergewicht zu tun. Diese Rückenkurse waren für den Rücken teilweise ganz gut, aber abgenommen habe ich davon natürlich nicht. Die Motivation blieb auch oft auf der Strecke, was sich in wahnsinnigen Rückenschmerzen rächte. Gut, nach der Schmerztablette war ich dann auch immer wieder auf dem Crosstrainer, auch zwei Tage hintereinander. Es wurde besser, aber über kurz oder lang habe ich das Training wieder schleifen lassen und dann ging alles wieder von vorne los. Ganz toll!
Jetzt wohnen wir wieder auf dem Land. Mein Freund schwärmt immer wieder, wie schön das Mountainbiken ist. Teilweise war ich schon richtig neidisch auf ihn. Warum kann ich nicht auch irgendwas haben, wo man viel Kalorien verbraucht und was mir Spaß macht? Das ist doch echt ungerecht. Am 19. Mai war es dann so weit: nachdem ich stundenlang den Schwärmereien zugehört habe, ließ ich mich überreden mal mitzufahren. Mein Freund suchte stundenlang meine Klamotten zusammen. Die Umzugskartons waren teilweise gar nicht oder falsch beschriftet, die im Keller standen. Dann fehlte noch die Brille. Für mich war klar, daß ich ohne Brille nicht fahren kann. Ich wollte schon einen Rückzieher machen. Womöglich war das eine ganz blöde Idee. Was ist, wenn dadurch meine Rückenschmerzen schlimmer werden? Immerhin hat mir das mein Arzt ausdrücklich verboten. Die Brille tauchte auf und es gab kein Zurück mehr.
Samstag, 19. Mai:
Die Sonne schien und es war warm. Ich war noch sehr unsicher auf dem Mountainbike. Das mit dem Gleichgewicht schien ich irgendwie verlernt zu haben. Als wir durch das Wohngebiet fuhren, war ich noch recht wackelig. Gerade als es besser wurde, bogen wir in einen Feldweg ein. Überall kleine Steinchen. Ich rutschte weg, war total unsicher. Ich bereuhte bereits meine Entscheidung. Dann kam ein Radweg - sehr gut. Bergab... oh Gott, nicht so schnell. Ich stellte mich an wie der erste Mensch, glaube ich. Nachdem wir die Bundesstraße überquert haben, ging es über einen anderen Feldweg direkt in den Wald, über Wurzeln, durch Löcher und Vertiefungen. Die Strecke war sehr abwechslungsreich und wenn wir nicht immer wieder Pausen gemacht hätten, dann hätte ich kaum die 20 km geschafft. Ich war fix und fertig. Mir tat alles weh. Es ist schon unglaublich, wo man überall Muskeln hat. Meine Pulsuhr zeigte an: "Steigerung der maximalen Fitness" - das hat sie bisher noch nie angezeigt. Irgenwie war ich schon stolz, daß ich die Tour überstanden hatte. Die Schmerzen gingen allerdings weit über das hinaus, was man als starken Muskelkater beschreiben könnte. Meine Handgelenke waren dermaßen überlastet, daß ich nicht schaffte eine Wasserflasche zu öffnen. Ich hatte verdammt starke Schmerzen. Ich konnte nichts mit den Händen greifen und es fühlte sich an wie eine akute Sehnenscheidenentzündung. Der ganze restliche Körper tat so verdammt weh, daß ich ernsthaft über Schmerzmittel nachdachte. Das ging die ganze Woche so. Ich jammerte und litt vor mich hin. Aber immerhin habe ich 1.353 kcal verbraucht - das ist verdammt viel.
Samstag, 26. Mai:
Die Sonne schien und es war warm. Nachdem ich die Schmerzen überstanden habe war ich irgendwie neugierig, ob ich die zweite Tour besser durchstehen würde. Irgendwie pervers, wo gerade die Schmerzen vorbei waren. Ich war von Anfang an besser drauf. Es machte Spaß und ich fuhr schon besser. Das mit den Wurzeln klappte besser und ich war auch etwas schneller. Diesmal war die Tour 24 km lang und ich war hinterher wieder total erschöpft. Diese fiesen Schmerzen von der ersten Woche hatte nicht nicht wieder. Ich hatte "nur" sehr starken Muskelkater. Den Handgelenken ging es relativ gut, weil mein Freund mir andere Griffe angebaut hat. Verbrauch: 1400 kcal - sehr gut. Ich war stolz wie Bolle.
Samstag, 2. Juni:
Bewölkter Himmel, 13 Grad und Wind. Eigentlich kein gutes Wetter, aber da für Sonntag starker Regen angekündigt war, mußte ich fahren. Eine Windjacke, Weste, neue Radschuhe und eine längere Hose hatte ich mittlerweile. Zuerst hatte ich die quietschgelbe Windjacke an, immerhin war es kalt. Ich tat mich unheimlich schwer auf dem ersten Stück. Ich schwitzte wie ein Elch und ich schaufte, weil es so anstrengend war. Erst nachdem ich die Jacke gegen die Weste getauscht hatte wurde es besser. Ich war zu warm angezogen. Ach nee. Woher sollte ich denn wissen, daß man bei 13 Grad ohne Ärmel fährt? Die Tour war ziemlich gut. Ich wurde besser. Wir waren sogar "nichtig im Gelände", was mir anfangs etwas unheimlich war. So steile Abhänge sind mir irgendwie unheimlich, vor allem wenn man da runter fahren muß. Gut, das habe ich dann auch geschafft und war stolz wie Bolle. Am Ende war ich natürlich wieder total erschöpft. Aber nach 26 km ist das auch nicht anders zu erwarten. Meine Pulsuhr zeigte wieder an "Steigerung der maximalen Fitness". Cool! Auf den Puls brauche ich momentan nicht achten, da ich selten unter 160 Puls habe, meistens knapp unter 180 Puls. Es geht eben nicht anders. Ich fahre am Limit. Verbrauch: knapp 1.700 kcal - ich werde verrückt! Die Waage hat sich nicht bewegt. Ich wiege immer noch 93 kg, aber ich denke mal, daß sich ziemlich viel tut im Körper. Es werden wohl Muskeln aufgebaut und die sind ja bekanntlich schwerer als Fett. Ach so, Muskelkater hatte ich natürlich auch. Sonntag tat mir noch alles weh, aber lange nicht so schlimm wie bei den letzten Malen. Es wird jedes Mal besser. Heute merke ich kaum etwas. Ich habe zwar total schlecht und sehr wenig geschlafen, aber das hatte andere Gründe. Es wird besser und darauf kommt es an.
Mittlerweile bin ich zu dem Schluß gekommen, daß mein Orthopäde absolut keine Ahnung hat. Ich werde mir wohl einen neuen suchen müssen. Wobei ich das ohnehin vor hatte. Der Weg in die Stadt ist doch jetzt sehr weit geworden und Parkplätze sind auch Mangelware. Dem Rücken geht es gut. Die Rückenmuskeln bilden sich aus und werden gestärkt. Ich würde mal sagen, daß Mountainbiken sehr gut für den Rücken ist. Man muß halt nur sehr vorausschauhend fahren und immer daran denken frühzeitig aufzustehen, sonst schlägt sich jedes noch so kleines Schlagloch auf den Po und den Rücken durch. Das ist dann natürlich nicht gut. Auf die Dauer wird es mit meinem Hardtail nicht gehen. Wir waren schon in diversen Radläden und haben uns nach einem Fully für mich umgesehen, auch im Internet. So ein voll gefedertes Mountainbike ist dann doch schon besser.
Morgen habe ich mal wieder einen Termin zur Blutabnahme. Da ich mich schon viel besser fühle und seit der ersten Tour keine Lust mehr auf Süßes habe, sollten meine Werte eigentlich auch besser geworden sein. Es würde mich schon sehr wundern, wenn dem nicht so wäre. Gewißheit habe ich dann bei der nächsten Besprechung der Blutwerte. Ich muß mir morgen auch noch einen Termin geben lassen. Das letzte Mal hatte ich mit der Sprechstundenhilfe telefoniert und die Werte abgefragt. Das hatte mir nicht wirklich gefallen. Es ist nicht das selbe wie persönlich beim Arzt zu sitzen und diese Sachen zu besprechen. Ich habe diesmal einiges zu besprechen.