Heute früh um 9:00 Uhr hatte ich nun den Termin für den Glukoseintoleranztest. Mittlerweile kann ich das Wort auch fehlerfrei aussprechen. Sonst habe ich immer "Saft-Test" gesagt, aber das trifft es eigentlich auch ganz gut. Zuerst wurde mir Blut aus dem rechten Mittelfinger entnommen, ein Pieks und dann kam der Bluttropfen auf so ein Teststreifen. 132 nüchtern Zucker, viel zu hoch. Dann habe ich den Saft zu trinken bekommen. Dieser blöde Plastikbecher hatte so einen Rand und da habe ich mich doch prompt bekleckert. Der Fleck ist mittlerweile getrocknet und man sieht auch gar nichts mehr. Dann wurde ich wieder ins Wartezimmer geschickt. Nach genau 60 Minuten wurde ich wieder ins Labor gerufen, wo mir wieder Blut abgenomen wurde. Diesmal lag der Wert bei 233, ebenfalls viel zu hoch. Nach einer weiteren Stunde wurde erneut Blut abgenommen und wieder an diesen Teststreifen gehalten: 144 und wieder zu hoch. Ich sollte wieder im Wartezimmer Platz nehmen, was ich auch tat.
Nach einiger Zeit kam der Arzt raus und als er die vermeintlich letzte Patientin aufrufen wollte, sah er mich. Ich stand gar nicht auf seinem Zettel und die andere Patientin wollte doch so gerne noch rechtzeitig zum Mittagessen im Altenheim zurück sein. Deshalb ließ ich sie vor. Der Arzt sagte der alten Dame, sie sollte sich doch schon mal ins Sprechzimmer setzen und dann setzte er sich mir gegenüber. Mir schwante böses. Er verkündete mir, daß ich definitiv Diabetes habe und drückte mir so ein Buch in die Hand. "Diabetes - Mit der Krankheit leben" lag zwischen den Zeitschriften. Ich war sehr erschrocken, denn das hatte ich eigentlich nicht erwartet. Bisher war ich immer knapp unter dem Wert für Diabetes gewesen und ich dachte, es würde auch diesmal noch reichen. Tja, das hat es dann leider nicht. Er versuchte mir klarzumachen, wie wichtig es ist, von meinem Übergewicht runter zu kommen und auf jeden Fall Zucker zu vermeiden. "Seien Sie konsequent, dann können Sie es noch schaffen! Ja und Sport legte er mir auch ans Herz. Ja klar, der Fernseher zum Crosstraining ist ja jetzt da und ich habe auch schon zweimal trainiert, jeweils eine ganze Stunde. Er meinte: "Das ist gut, so konsequent weiter machen. Sie schaffen das!" Er wollte mir noch keine Medikamente verschreiben. Er denkt, daß ich die Sache jetzt noch über die Ernährung in den Griff bekommen kann. Das hoffe ich wirklich, denn ich habe Angst vor Nadeln und ich könnte mir nie im Leben eine Spritze geben. Aber so weit muß es ja nicht kommen. Dann sollte ich mir noch einen Termin für die nächste Blutabnahme in drei Monaten geben lassen, damit wieder der Langzeitzuckerwert überprüft werden kann. Den Termin habe ich mir auch gleich noch in der Praxis geben lassen, damit alles seine Richtigkeit hat. Am 27. Januar um 8:00 Uhr muß ich da aufkreuzen.
Wie betäubt verließ ich die Praxis und trottete den Fußweg entlang. Bei Tchibo war ein kleiner und sehr niedlicher Plüschbär im Fenster. Ich liebe Plüschbären und kann nur schwer widerstehen. Also ging ich rein, nahm den kleinen Luca aus dem Regal und bezahlte. Ich bekam noch eine kleine Tüte, damit der kleine Kerl nicht naß wird. Es regnete immer noch wie aus Eimern. Danach trottete ich zum Bäcker und holte mir ein belegtes Brötchen. Zu Hause war ich mir nicht sicher, ob ich das Brötchen überhaupt essen kann. Diabetiker müssen ja immer strenge Diät halten, was ich so gehört habe. Erst mal rief ich meinen Freund im Büro an und schüttete ihm mein Herz aus. Er war sehr betroffen. Immerhin heißt es jetzt, daß Alkohol gestrichen ist und abends mal eben zum Griechen wird auch eher seltener passieren. Und wenn, dann darf ich weder Bier noch Uzo trinken.
Mit den Kalorien muß ich auch aufpassen, was ich in diesem Buch gelesen habe. Mein Kopf brummte von den vielen Informationen. Ich bin so traurig und mir kullern die Tränen runter. Das ist so eine Scheiße! Ich will das nicht haben! Vorhin habe ich ein bischen gespielt, d. h. ich habe die Sims angeworfen, aber nicht viel gemacht. Ich hatte gar keine Freude daran und habe nebenbei immer wieder in diesem Buch gelesen. So richtig verstanden habe ich es trotzdem immer noch nicht. Es kommen auch viele Faktoren zusammen. Mein Freund kann es mir bestimmt erklären, wenn ich ihm das Buch unter die Nase halte. Er liest und versteht sowas immer unglaublich schnell. Der Arzt hat versucht mir Mut zu machen und ich habe sogar "Ich schaffe das!" wiederholt, als er es sagte. Aber jetzt fühle ich mich so alleine. Mir laufen die Tränen runter und ich bin so traurig, so hilflos. Das kann sich keiner vorstellen, der es noch nicht erlebt hat.
Neue Mails habe ich nicht . Ich werde gleich mein Sportgetränk fertig machen, eine DVD aussuchen, meine Turnschuhe anziehen und mich dann auf den Crosstrainer stellen. Eine Stunde muß ich durchhalten. Immerhin habe ich jetzt bis zum 27. Januar Zeit, um meine Blutzuckerwerte in Ordnung zu bringen. Das ist möglicherweise Zeit genug, um mich ans Training zu gewöhnen und die Ernährung umzustellen. Keine Ahnung ob ich das wirklich schaffe. Aber die Alternative gefällt mir ganz und gar nicht. Ich will keine Medikamente bekommen, denn damit fängt es ja erst an. An die Folgeerkrankungen will ich erst gar nicht denken.
So, jetzt habe ich gerade 70 Minuten Crosstraining hinter mir. Ich habe mir "Ice Age" angesehen und so lustig fand ich das gar nicht. Es war ganz nett, aber lange nicht so witzig, wie ich eigentlich dachte. Na, ist ja auch egal. Hauptsache ist doch, daß ich heute wieder trainiert habe. Mal sehen, was ich mir morgen ansehe. Dabei fällt mir ein, daß ich diese Star-Treck-Serienbox zum Geburtstag bekommen habe. Die paßt nicht mehr ins CD-Regal und das neue haben wir noch nicht aufgebaut. Deshalb hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Da sind alle Folgen der Serie drauf, pro Serie läuft es dann 1 Stunde - also genau richtig zum trainieren.