Heute ist nun der Termin zur Darmspiegelung. Den letzten Liter des Abführmittels trinke ich gerade, d. h. ich würge das Zeug runter und nehme danach gleich einen Schluck Apfelsaft-Schorle. Anders ist dieser Geschmack nicht zu ertragen. Die Katzen sind gefüttert, die Betten gemacht und somit kann ich mich auf meine "Arbeit" konzentrieren. Es wird nicht lange dauern, bis die Abführmaßnahme einsetzt - das habe ich ja gestern schon gemerkt. Aber es muß nun mal sein und ich bin sehr froh, daß ich die drei Liter von gestern einigermaßen runter bekommen habe. Mein Termin ist um 14:15 Uhr und schäztungsweise gegen 16:00 Uhr kann mein Freund abholen. Er hat sich extra einen Tag frei genommen, was ich naütlich ganz toll finde. Er ist so ein Süßer und er ist immer für mich da! Das liebe ich so an ihm, aber nicht nur das....
Vier Stunden vor der Untersuchung durfte ich dann auch nichts mehr trinken, was mir sehr schwer gefallen ist. Mein Griff ging ständig ins Leere. Vorsorglich hatte ich das Glas und die Mineralwasserflasche schon in die Küche gestellt. Obwohl ich das wußte, griff ich umbewußt immer wieder nach rechts und wollte nach dem Glas greifen. Ich war so durstig und durfte nichts trinken. Hungrig war ich auch und ich hatte ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch. Dieses Gefühl verstärkte sich, je näher der Termin rückte. Ich war in Sorge, daß ich zu spät kommen würde und dann saßen wir noch eine gute halbe Stunde im Wartezimmer, bis ich aufgerufen wurde.
Dann wurde ich aufgerufen und ich ging in den anderen Wartebereich. Dort wurde mir die Kabine 1 zugewiesen. Ich war total aufgeregt, weil ich nicht genau wußte was als nächstes passieren würde. Die Arzthelferin sagte irgendwas von ausziehen, Socken kann ich anlassen. Ganz ausziehen? Ich konnte nicht nachfragen, weil sie schon wieder weg war. Ich zog mich also bis auf die Socken aus und zog den Bademantel an. Das schien mir logisch, denn es stand auf diesem Zettel drauf, daß ich ihn mitbringen sollte. Die Arzthelferin schaute kurz rein und meinte: "Den Bademantel an den Haken hängen, das T-Shirt anziehen und diese blaue Hose mit der Öffnung nach hinten anziehen" und verschwand dann wieder. Ach so, dann hatte ich das wohl falsch verstanden. Ich war ganz froh, als ich mein T-Shirt wieder anziehen konnte. Dann fühlte ich mich nicht mehr ganz so nackt. Diese blaue Hose hatte eine Öffnung mit Klettverschluß hinten. Es paßte farblich nicht wirklich zu meinem olivgrünen T-Shirt, aber das war mir auch egal.
Dann wurde ich ins Behandlungszimmer gerufen, wo ich mich auf diese Liege setzen sollte. Ich bekam eine Art Gummimanschette um den linken Oberschenkel - "zur Erdung" wie mir die Arzthelferin erklärte. Aha, ich verstand es trotzdem nicht, aber fragte auch nicht weiter nach. Dann erschien der Arzt und begrüßte mich. Ich sollte mich hinlegen und er suchte gleich eine Vene für die Schlafspritze. Zum Glück mußte hatte er am linken Arm Erfolg, sonst hätte er die Hand nehmen müssen, was ich bisher immer als sehr schmerzhaft in Erinnerung hatte. Den Einstich merkte ich kaum und bei sowas kann ich auch nicht hinsehen, weil mir sehr schnell schlecht wird. Nach einem Bruchteil einer Sekunde wurde mir etwas schwummerig vor den Augen und ich fragte "kann es sein, daß es schon wirkt?" und der Arzt sagte "ja". Als ich wieder zu mir kam lag ich immer noch auf dem Rücken und diese Liege wurde runter gefahren. Ich sah wie der Arzt vor einem Bildschirm saß und sich offensichtlich Bilder von meinem Darm ansah. "Ach, haben Sie Bilder gemacht?, fragte ich ihn. Ich war überrascht. Dann bekam ich meinen Bademantel und die Arzthelferin brachte mich in den Aufwachbereich, wo ich mich in Seitenlage auf diese Liege legen sollte.
Eine halbe Stunde sollte ich liegen bleiben, schlafen konnte ich allerdings nicht. Es war doch deutlich zu hören, was auf dem Flur los war und einige Türen fielen lautstark zu. Egal, ich dämmerte ein bischen vor mich hin. Nach einiger Zeit kam eine Arzthelferin und ich sollte mich aufsetzen. Sie hat meinen Blutdruck gemessen. Dann sollte ich mich wieder anziehen und darauf warten, daß mich der Arzt nochmal aufruft. Im Wartebereich holte ich gleich die mitgebrachte Flasche Mineralwasser raus und trank ein paar Schlucke. Dann griff ich in die Bäckertüte und biß von meinem Schokobrötchen ab. Das tat gut. Ich hatte das Gefühl, seit Tagen nichts mehr gegessen zu haben. Als ich mit meinem Brötchen fertig war, wurde ich aufgerufen.
Der Arzt teilte mir mit, daß ich völlig gesund bin. "Na, das freut mich aber" sagte ich und er entgegnete :"ja, mich auch". Er kündigte an, daß er meinem Hausarzt einen Bericht zukommen lassen will. Ich war noch nicht so ganz klar, fragte dann aber trotzdem nochmal nach. Auf meine Nachfrage hin, erzählte er mir, daß ich ganz kleine Hämoriden (schreibt man das so?) habe, die mein Hausarzt nicht ertasten konnte. Dadurch habe ich manchmal Blut im Stuhl. Aha, das erklärt einiges. Es wäre nicht weiter schlimm, meinte er und dann wurde ich auch schon wieder verabschiedet. Ich hätte ihn noch fragen können, wo diese Dinger her kommen und wie sie wieder verschwinden, aber daran hatte ich irgendwie nicht gedacht. Mein Freund saß immer noch im Wartezimmer, was mich sehr freute. Wir verließen Arm in Arm die Praxis und ich war froh, endlich alles überstanden zu haben. Gut zu wissen, daß alles in Ordnung ist. Es hätte auch anders ausgehen können.